Anja Luithle
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    Schriftstellerin
    1999
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Wunderschöne Hüllen für Leute, vermutlich weiblich


Einige Vermutungen und Sätze zu den Arbeiten von Anja Luithle

Birgit Kempker

oder Wunden? Kunst. Wunderschöne Trennungen von Stoffen. Wunderschöne Schnitte in Körper. Wunderschöne Tröstungen via Symmetrie. Traurige Symmetrie. Wunderschöne Traurigkeit. Märchenwald. Fantastische Figuren. Märchenhafte Farben. Steppstich. Orient. Zerschnittene Kleider. Glänzende Oberfläche. Zersäbelte Hüfte. Unsichtbare Leute, längs und quergeschnitten, vermutlich weiblich, Scharniere. Überreste von Käfern, vermutlich Flügel, auch die von gestürzten Engeln, die Federn, rote Schuhe, wie die von Aschenputtel, von leichten, von ehrgeizigen Mädchen. Kein Sex. Wie lange ist alles schon her? Anmutung von Paradies und Friedhof, von Sportabteilung, Küchenbedarf. Mutige Schlacht. Tapfere Pagen und Zwerge.
Und die unscharfe Schönheit, die rote Dame, ganz, untzerteilt, prächtig, ohne Messer, ohne Schnitt, auch ohne Körper, heil, wie eine Königin, wie eine Blume, im zitternden Kleid. Doch es ist nur das zitternde Kleid, keine Königin weit und breit. Sie sehen, die Objekte, und ich sage extra die Objekte, und weit und breit kein Subjekt im Sinne des persönlichen, einmaligen, identifizierbaren Ichs oder Dus, also, die Objekte von Anja Luithle verführen mich dazu, ich sage auch extra verführen, verführen mich also auf eine sehr unpersönliche, auch unverfängliche Art, denke ich - ich tatsächlich, hier kann mir nichts passieren, hier ist es übersichtlich, undämonisch, demokratisch, so leicht, so wenig pathetisch, hysterisch, so wenig herrisch, so wenig omnipotent, so wenig superkreativ, so wenig mächtig, hierarchisch, und nur als Vorschlag, hier erschlägt dich nichts, hier erschafft niemand jemand, hier tut dir nichts weh, so weich und schimmernd, so ordentlich aus Plastik, so eindeutig immer eine Farbe, so klar die Grenzen, also kindlich, einfach, bunt, - na ja so wie Kinder Insekten zerschnippseln, die schillern, so eine süsse Grausamkeit, so viel Platz für mich, so wenig vollgestopft, so unaufdringlich, hingenäht, so sehr dazu da, aufzuzählen, zu sammeln, mich zu wiederholen, mich auszubreiten, Zeit zu haben, an Märchen zu denken - Rucke die Kuh, Blut ist im Schuh - Sprüche zu hören, zu reimen, mich zu erinnern, an Beschwörungen, - Rituale und an das Naturkundemuseum, an ausgestopfte Pferde, an Hühner, von denen die eine Seite präpariert, die andere Skelett ist und an die Intensivstation, an Auspumpschläuche.

Warum denke ich an Körper, die in Messer rennen, an Herzen, die durchstochen sind, an Köpfe, die abgeschlagen rollen, an Vorsautorennen, das ist doch alles nicht zu sehen, zu trennen, nein? Und das Rennen, Trippeln, Drehen, Zittern, Vibrieren, das «running around», die ganze heimliche, zerstückelte Aufregung?

Kettenkarussell, Riesenrad, Abgrund, so ist das Leben. Ich sehe Jahrmarkt und Kirche, Strenge und Verpieltheit, viel Liebe für sehr viel Detail. Ich sehe das Schneiderchen auf dem Tisch sieben Tiere tot haun und den Rock dazu nähen. Ich sehe Barock, viel Barock, also Hülle und Fülle, Gegensätze, die keine sind, Ying und Yang.

Die Hülle, die gebrochen ist auf eine tröstliche Weise, zerschellt, weit sie so nah zusammenstehen, die zersäbelten Hälften, dass wir fröhlich darüber werden, wie nah, wie unzertrennbar beide Teile sind, wie symbiotisch, wie Mutter und Kind, wie Liebespaar, und vergessen, dass es eins war, ein Kleid für einen Körper, der jetzt oft zwei oder ganz geteilt ist und dass ein Körper nicht mit sich selbst symbiotisch sein kann, ausser, er hat sich, streckenweise oder die eine Hälfte, verloren, was der Rausschmiss ist aus der Blase, dem Glück.

Jetzt Paradies, Platon, Höhle, ganze Geschichten von Menschen und deren Geschichte, das alles ohne Schmerz, was seltsam ist, bei soviel Schnitt und Stich, mit soviel Heiterkeit, wie Bewusstlosigkeit, es gibt ja nicht nur keine Körper, es gibt auch keine Köpfe, auch keine Seelen, Perücken: ja, JA und NEIN: ja, kein Herz, und vor lauter Schuhen gibt es die Füsse erst recht nicht, kein Anker, keine Bodenhaftung, aber Kabel und Strom, Stange, Beton und sogar Augen und Tasche.

Plötzlich siehst du, dass Anja Luithle unvermutet spröde, brokat mit Zitaten umgeht, viel abstrakter, viel böser auch, viel versteckter, weit alles so offensichtlich ist, als es aussieht. Plötzlich sieht das blaue Kleid, es heisst Durchschnitt, wie eine grüne Gurke aus, volle Blüte, kurz vor dem Kippen ins Welken, dann siehst du Blaubarts Turm, alt die toten Damen hinter den verschlossenen Türen.

Plötzlich sieht das Banale verletzlich aus, das Schlagen des Herzens gar nicht zuverlässig und von selbst; die Apparate, die die Stoffe bewegen, solide und doch, als seien sie gar nicht da. Wie wenn Kinder Eltern spielen, wenn die Eltern nicht da sind, spielen diese Apparate Maschinen, die im Inneren der Körper sind, die gar nicht da sind, wie die Kinder. Schlaufen, Schleifen.

Ich sehe des Kaisers neuen Kleider, er hat ja nichts an, aber es ist bunt hier, lustig, aber es ist bodenlos, melancholisch. Es ist ein Totentanz ohne Tote, es ist sogar verzweifelt. Wieso denn? Es ist doch nichts, Leute, geniesst! Es ist ein Fest für Stoffe und Schnitte. Es ist ein Fest für eins, zwei und drei.

Wer kann so sehr das Leben lieben, wenn es so schnell zu Ende ist. Wer kann so spukhaft mädchenhaft die Stoffe stechen, sticken, wer kann so bubenhaft pukhaft die Maschinen bauen und die Stoffe tanzen lassen, ächzen, rattern, vibrieren, wer kann so handfeste, trotzige, elegante Sachen bauen für nichts?

 
Text zur Ausstellung "Hautnah", Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz, 1999

Für Quereinsteiger: Zur Hauptseite von Urs Engeler Editor

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